Hauptstadtnebel

Einen Fuß vor den anderen. Immer einen Fuß vor den anderen. Was davor war, ist unwichtig. Jetzt heißt es nur noch: Einen Fuß vor den anderen.

Was kommt, ist fast genauso unwichtig. Das Grau ist nicht weit weg. Ist fast ein Weiß, aber nicht ganz.

Viel ist nicht zu sehen, links die breite Straße, den Bordstein daneben, den Handbreit Rasen zwischen ihm und dem Gehweg, auf der rechten Seite wieder ein schmaler Streifen Gras, dann das Geländer. Dahinter, geradeaus Leere bis zum Grau, darunter die Autobahn, ebenso leer.

Stille, greifbar wie das braunrote Gitter. Nur Schritte, tonlos, klappend. Und Rauschen. Mehr und mehr Rauschen. Autos. Unten.

Endlich Veränderung. Von Unten gleitet mit jedem Schritt ein Teil der Straße höher, biegt sich hinauf. Grelles, rotes Licht. Eben war die Ampel noch in Grau getaucht, nun steht sie stur da und schreit Rot.

Das Rauschen ist lauter geworden. War das ein Luftzug? Unnachgiebiges Rot. Kein Zeitgefühl. Dreißig Sekunden? Zehn Minuten? Zwanzig?

Einen Fuß vor den anderen!